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Gluteale Tendinopathie - Ursachen, Symptome & Ãœbungen

Autorenbild: Andrea WegeAndrea Wege

Hueftschmerzen außen_GTPS_Gluteale Tendinopathie
Schmerzen an der Hüftaußenseite

Schmerzen in der Hüftregion können den Alltag stark beeinträchtigen – ob beim Gehen, Sitzen oder beim Sport. Oft wird die Ursache der Beschwerden auf muskuläre Probleme oder eine Gelenkerkrankung zurückgeführt. Eine weniger bekannte, aber häufige Ursache für chronische Hüftschmerzen ist jedoch die sogenannte gluteale Tendinopathie (GTPS). Diese Erkrankung betrifft die Sehnen der Gesäßmuskulatur, insbesondere die Ansätze des musculus gluteus medius und musculus gluteus minimus. Wie du herausfindest, ob deine Schmerzen daher rühren könnten und was du tun kannst, um deine Schmerzen zu lindern, erfährst du in diesem Artikel.

Wichtig: Die in diesem Artikel bereitgestellten Informationen wurden nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und verfasst. Sie dienen ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und ersetzen keine professionelle persönliche Beratung, Untersuchung oder Diagnose durch eine/n qualifizierte/n Ärztin/Arzt.


Inhaltsverzeichnis



1. Der Aufbau: Anatomie des Hüfte


Die Hüfte besteht aus mehreren Knochen, Gelenken, Muskeln, Bändern und Nerven, die zusammen für Stabilität, Beweglichkeit und Kraft in diesem Bereich sorgen. Sie verbindet den Rumpf mit den Beinen und ist essenziell für das Stehen, Gehen und die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts. Das Hüftgelenk ist nach dem Knie das zweitgrößte Gelenk unseres Körpers und dessen Gesundheit in großem Maße abhängig von der hüftstützenden Muskulatur rund um Oberschenkel und Gesäß. Aufgrund der Anatomie zählt es zu den Kugelgelenken. Das Hüftgelenk trägt unser gesamtes Körpergewicht und ermöglicht eine breite Palette an Bewegungen.

knoecherne Struktur der Huefte mit Bezeichnung
Anatomie der Hüfte (knöcherne Struktur)
Muskeln der Hüfte
Die gluteale Muskulatur

2. Was ist eine gluteale Tendinopathie / GTPS?


Die gluteale Tendinopathie zählt zu den häufigsten Tendinopathien der unteren Extremität. Während man früher vor allem von einer Schleimbeutelentzündung ausging, weiß man heute, dass die Hauptursache des Trochanterschmerzes auf eine eher nicht-entzündliche Reizung der Ansatzsehnen der Gesäßmuskulatur, insbesondere des m. gluteus medius oder m. gluteus minimus (beide Muskeln haben ihren Ansatz am großen Rollhügel), zurückzuführen ist.


3. Symptome bei glutealer Tendinopathie?


Die Symptome einer glutealen Tendinopathie umfassen typischerweise:


  • Gut lokalisierbare Schmerzen an der Hüftaußenseite: Der Schmerz geht typischerweise vom Trochanter major, dem großen Rollhügel des Oberschenkels, aus und kann in das Gesäß sowie in den seitlichen Oberschenkel bis hin zum Knie ausstrahlen.

  • Druckempfindlichkeit: Betroffene klagen oft über Schmerzen beim Drücken auf den Trochanter major oder die umliegenden Bereiche.

  • Nächtliche Schmerzen: Insbesondere das Liegen auf der betroffenen Seite kann unangenehm oder schmerzhaft sein, was oftmals den Schlaf beeinträchtigt.

  • Verstärkung des Schmerzes bei Belastung: Je nach Grad der Erkrankung können Aktivitäten wie Treppensteigen oder Laufen die Schmerzen verschlimmern.

  • Anlaufschmerzen: Nach längerer Ruhe, z. B. morgens, tritt häufig eine Morgensteifigkeit auf, welche in der Regel innerhalb einer Stunde nachlässt. Zusätzlich führt längeres Sitzen, vor allem mit überschlagenen Beinen, häufig zur Verstärkung der Schmerzen.

  • Dehnen: Dehnen verbessert in der Regel die Problematik für kurze Zeit. Der Schmerz tritt jedoch später stärker auf als zuvor.


4. Ursachen von GTPS?


Sehnen sind im Vergleich zu Muskeln generell weniger gut durchblutet, was bedeutet, dass sie weniger Sauerstoff und Nährstoffe erhalten. Diese eingeschränkte Durchblutung verlangsamt die Heilung und Regeneration, wenn sie beschädigt sind, und macht sie anfälliger für Verletzungen wie z.B. Tendinopathien. Ein entscheidender Faktor für die Entstehung einer glutealen Tendinopathie ist eine Überbeanspruchung. Bei wiederholten, zu starken oder zu frühen Belastungen, sei es im Sport oder Alltag, können kleine Risse in der Sehnenstruktur entstehen. Diese Mikrotraumata summieren sich über die Zeit und können, wenn nicht genügend Zeit zur Regeneration gegeben wird, zu degenerativen Veränderungen führen. Besonders betroffen sind Frauen mittleren Alters, häufig ab 40 Jahren, was mit dem sinkenden Östrogenspiegel in Verbindung gebracht werden kann. Dieser Rückgang des Östrogens beeinflusst das Bindegewebe und die Sehnen, indem er deren Elastizität und Flexibilität verringert, was die Belastbarkeit herabsetzt und das Risiko für Sehnenprobleme, einschließlich GTPS, erhöht. Zusätzlich führt die breitere Beckenform von Frauen zu einer größeren Zugkraft auf die Sehnen der Gesäßmuskulatur, was eine stärkere mechanische Belastung in der Hüftregion zur Folge hat. Verhaltensweisen wie das häufige Überschlagen der Beine und die veränderte Beinposition von Frauen (vergrößerter Q-Winkel) können ebenfalls dazu beitragen, dass die Sehnen im Hüftbereich stärker beansprucht werden und das Risiko für GTPS steigt.


5. Das Testing bei Verdacht auf GTPS


Ob eine gluteale Tendinopathie die Ursache deiner Schmerzen sein könnte, lässt sich durch verschiedene spezifische Tests herausfinden. Diese Tests zielen darauf ab, die Schmerzen gezielt zu provozieren und die Funktion der betroffenen Sehnen zu überprüfen. Ist der Großteil der Tests positiv, kann in Richtung GTPS gedacht werden. Zu den häufigsten Tests gehören:


  • Palpation: Durch Druck auf den Trochanter major, dem großen Rollhügel, lässt sich der Schmerz lokalisieren und verstärken. Diesen kannst du gut an der Außenseite deines Oberschenkels ertasten.

  • Einbeinstand: Du stellst dich für 30-60 Sekunden auf das betroffene Bein. Die Gesäßmuskulatur muss hierbei aktiv arbeiten und dein Becken stabilisieren. Verstärkt dies den bekannten Schmerz an der Hüftaußenseite, kann der Test als positiv angesehen werden.

  • Abduktionstest gegen Widerstand: Begib dich in Seitlage und bitte bestenfalls jemanden dich bei diesem Test zu unterstützen. Beuge das untere Bein, um dich in Seitlage zu stabilisieren. Strecke die Hüfte des oberen Beines und rotiere das Bein leicht nach außen. Bitte deine Assistentin/deinen Assistenten dein Bein am Boden zu fixieren, während du versuchst dein Bein gegen diesen Widerstand vom Boden abzuheben. Mit diesem Test bringst du deine Sehne in Dehnung und belastet sie. Der Test gilt als positiv, wenn sich deine Schmerzen provozieren lassen.

  • FADER Test: Begib dich in Rückenlage. Bitte eine Person dir zu assistieren. Ziehe das Knie des betroffenen Beines zu dir heran und lass es zur Seite des anderen Beines kippen. Ziehe in dieser Position deinen Unterschenkel maximal Richtung Kopf. Bitte nun jemanden deinen Unterschenkel in dieser Position zu fixieren, indem die Hand an der Wadenaußenseite positioniert wird. Nun bist du gefragt. Versuche nun gegen diesen Widerstand deinen Unterschenkel nach außen zu schieben. Dies ist natürlich nicht möglich, da dein Bein durch deinen Assistenten oder deine Assistentin fixiert wurde. Kannst du damit deine Schmerzen an der Hüftaußenseite auslösen, kann der Test als positiv gewertet werden.


Je mehr Tests positiv ausfallen, desto wahrscheinlicher ist es, dass eine Gluteale Tendinopathie vorliegt. Falls du dir unsicher bist, wie du die Tests korrekt ausführen sollst oder Schwierigkeiten bei der Interpretation hast und professionelle Unterstützung wünschst, schau gern hier vorbei und erfahre mehr über meine Arbeitsweise:



6. Wie lange dauert eine Reha bei GTPS?


Viele Menschen machen den Fehler zu glauben, dass ihre Rehabilitation abgeschlossen ist, sobald der Schmerz nachlässt. Besonders bei Erkrankungen wie einer Glutealen Tendinopathie stellt dieser Moment jedoch nur einen Meilenstein in der Reha dar. Denn der Schmerz, der oft als Hauptsymptom wahrgenommen wird, ist nur ein Teil des Heilungsprozesses. Sobald er verschwindet, mag es verlockend sein, die Reha abzubrechen. Dies birgt allerdings ein erhebliches Risiko im Hinblick auf ein wiederkehrendes Auftreten der Problematik. Schmerzen sind ein Signal des Körpers, dass etwas nicht stimmt – sie sind jedoch kein endgültiger Indikator dafür, dass die zugrunde liegende Verletzung vollständig geheilt ist. Oft lassen die Schmerzen nach, wenn sich Sehnen beruhigen. Doch gerade in diesem Moment ist es entscheidend, weiter an der Ursache des Problems zu arbeiten, um eine dauerhafte Schmerzfreiheit, auch bei täglicher Beanspruchung, zu erreichen.


Die Reha bei GTPS ist in verschiedene Phasen unterteilt. Der Übergang zur nächsten Phase erfolgt nicht willkürlich, sondern hängt von der Erreichung bestimmter Meilensteine ab. Zu Beginn der Reha liegt der Fokus darauf, die bestehende Kapazität der Sehne zu erhalten und die hüftstabilisierende Muskulatur schrittweise zu stärken. In fortgeschrittenen Phasen bereitet das Training dich mit komplexeren Bewegungen auf die Anforderungen deines Sports und Alltags vor. Insgesamt handelt es sich hier nicht um einen Prozess von wenigen Tagen oder Wochen. Selbst bei konsequenter Umsetzung des Trainingsplans und strikter Vermeidung von Dingen, die das Problem am Leben erhalten, solltest du eher mit bis zu 6 Monaten oder mehr rechnen. Das mag zunächst abschreckend wirken, doch es ist wichtig, dies von Anfang an klar zu kommunizieren. Wünschst du dir Unterstützung in diesem Bereich, kannst du hier etwas zu meinen Möglichkeiten einer Zusammenarbeit erfahren.




7. Drei Übungen, die deine Beschwerden lindern können



Uebung mit Widerstandsband in Rueckenlage
Isometric Abduction

Erhalt der Sehnenkapazität: Isometric Abduction

 

Begib dich in Rückenlage. Lege ein RB oberhalb der Knie um deine Beine. Kippe das Becken, so dass deine LWS neutral am Boden liegt. Beuge die Knie leicht und rotiere die Beine nach außen. Baue nun Zug auf das Band auf, indem du die Beine abduzierst. Halte diese Position über etwa 30s.


Rueckenlage Glute bridge Gesaeß zur Decke schieben
Staggered stance Glute bridge

Dynamische Stärkung der hüftstabilisierenden Muskulatur (m. gluteus maximus): Staggered stance Glute Bridge

 

Begib dich in Rückenlage. Stelle deine Beine versetzt am Boden auf. Das Knie des vorderen Beines nimmt in etwa einen Winkel von 90° ein. Kippe dein Becken, so dass deine LWS entlastet wird. Spanne die Core-Muskulatur an. Schiebe nun dein Gesäß maximal zur Decke ohne deinen Rücken zu strecken und führe es langsam wieder zurück auf die Matte. Achte darauf, dass die Kraft nur im Gesäß und der hinteren Oberschenkelmuskulatur erzeugt wird. Der untere Rücken wird nicht belastet.


Rueckenlage Ferse von dir wegschieben bei angehobenen Becken
Hamstring curl

Dynamische Stärkung der hüftstabilisierenden Muskulatur (Hamstrings): Hamstring curl

 

Begib dich in Rückenlage. Ziehe ein Knie zur Brust um die LWS zu stabilisieren. Hebe nun dein Gesäß vom Boden ab und schiebe deine Ferse langsam maximal weg von dir weg ohne die Kontrolle über deine LWS zu verlieren. Das Gesäß bleibt vom Boden abgehoben. Setze die 2. Ferse ebenfalls am Boden ab und ziehe beide Fersen Richtung Gesäß in die Ausgangsposition.

(Die Ãœbungen entstammen den unterschiedlichen Reha Phasen 1-3. )


Kontakt


Hast du Interesse, mehr über das Thema GTPS zu erfahren oder deine persönliche Situation genauer zu besprechen, weil dich anhaltende Schmerzen plagen? Für ein unverbindliches Erstgespräch kontaktiere mich gern telefonisch unter 0173/5800344, per E-Mail an info@andreawege.de oder über mein Kontaktformular.

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